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11.09.2023

IKS erläuterte Entwurf für neues Parkraumbewirtschaftungskonzept

Experte schlägt Wegfall von kostenfreien Parkplätzen, mehr Anwohnerpark- und Fahrradstellplätze, aber auch höhere Parkgebühren vor

11.09.2023

„Die lange Suche nach kostenfeien Parkplätzen vermeiden, den Verkehr in der Altstadt zu reduzieren, die Situation für Einheimische verbessern“, darauf zielt der Entwurf des neuen Parkraumbewirtschaftungskonzeptes für die Stadt Hann. Münden ab. Nach einem Workshop Ende Juni dieses Jahres, bei dem Ideen, Wünsche und Anregungen von Bürgerinnen und Bürgern gesammelt wurden, stellte Dipl. Ing. Andreas Schmitz vom beauftragten Unternehmen IKS Mobilitätsplanung am vergangenen Mittwoch im Rittersaal die Konzepterarbeitung erstmals der Öffentlichkeit vor.

Demnach schlägt IKS den Wegfall aller kostenfreien Parkplätze, mehr Parkplätze für Anwohnerinnen und Anwohner im Bereich der Altstadt, mehr Fahrradstellplätze von denen insbesondere Touristen profitieren sollen, aber auch höhere Parkgebühren vor. Momentan sind lediglich rund 42 Prozent aller 1.902 festgestellten öffentlichen Parkplätze im Innenstadtgebiet bewirtschaftet: Gebührenfreie Parkplätze existieren am Tanzwerder, am Floßplatz, im Bahnhofsumfeld sowie im Umfeld des Grotefend-Gymnasiums.

„Ziel ist es, den Verkehr in der Innenstadt einzuschränken, indem kostenfreie Parkplätze verschwinden und die zeitaufwändige Suche und der damit verbundene, unnötige Ausstoß von CO2-Ausstoß zukünftig nicht mehr erfolgt. Die nervige Parkplatzsuche, die vor allem die Einheimischen und Touristen belästigt, fällt unserer Erfahrung nach stärker ins Gewicht als höhere Gebühren, die in Hann. Münden im Vergleich zu vergleichbaren Städten wie Eschwege (Werra-Meißner-Kreis) sehr moderat sind“, stellte Andreas Schmitz fest. Zum Vergleich: In der Dreiflüssestadt zahle man in Parkzone 2 für eine Parkdauer von 5 Stunden derzeit 3,60 Euro. In Eschwege verlange man in einer vergleichbaren Parkzone für die gleiche Parkzeit 10 Euro.

IKS rät, die Zahl der Anwohnerparkplätze zu erhöhen

Um den Einheimischen die Parkplatzsuche zu vereinfachen, kann sich IKS die ausschließliche Einrichtung von Anwohnerparkplätzen im Bereich Kasseler, Wanfrieder und Bremer Schlagd, Ziegelstraße, Untere Lange Straße, Hinter der Stadtmauer, Mühlen- und Lohstraße vorstellen. Am Tanzwerder, Am Plan sowie in der Wilhelmstraße und den innenstadtnahen Abschnitten der Bahnhof- und Beethovenstraße befürwortet das Unternehmen die Einrichtung einer „Gebührenzone 1“ (aktuell 227 Parkplätze im Bestand, im Entwurf erweiterbar auf 733 Parkplätze) mit der Option für Anwohnerinnen und Anwohner dort ihr Fahrzeug abzustellen. Für die Parkplätze „Hinter der Blume“, Werraweg, Kasseler Straße, Am Feuerteich, am Bahnhof, Vor der Bahn, in der Böttcher- und Mitscherlichstraße sowie den oberen Bereichen der Bahnhof- und Beethovenstraße könnte in Zukunft die „Gebührenzone 2“ für Kurzparker gelten (aktuell 370 Parkplätze im Bestand, im Entwurf erweiterbar auf 805 Parkplätze), auch hier mit der Option für Anwohnerinnen und Anwohner, dort ihr Fahrzeug abzustellen. Die derzeit am Tanzwerder vorgehaltenen 24 Parkplätze für Wohnmobile könnten auf den Parkplatz im Werraweg verlegt werden. Dann allerdings empfiehlt IKS die dortige Einrichtung von Sanitäranlagen. Kostenloses Langzeitparken solle weiterhin in der Göttinger Straße zwischen historischer Werrabrücke und Weserbrücke möglich sein.

Was die Erhöhung der Parkgebühren angeht, schlägt IKS im Umfeld der Altstadt eine Parkgebühr von 1,20 Euro die Stunde und im Bahnhofsumfeld von 50 Cent die Stunde vor. Für Anwohnerinnen und Anwohner halt das Unternehmen eine Parkgebühr in Höhe von 20 Euro im Monat, für vertretbar. Samstags sollten Parkplätze kostenfrei zur Verfügung stehen. Im Innenstadtbereich kostenfrei parken sollten z.B. dort tätige Handwerker, Pflegedienste sowie der Anlieferverkehr. Die Park & Ride-Parkplätze am Bahnhof und „Vor der Bahn“ könnte Langzeitparkern und damit Nutzerinnen und Nutzern des Öffentlichen Personennahverkehrs kostenfrei bei einer Nutzung des 49-Euro-Tickets erlaubt werden.

Der Präsentation vorausgegangen war eine flächendeckende Kennzeichenerhebung zu unterschiedlichen Tages- und Nachtzeiten und der Unterteilung nach Kurzzeit-, Mittelzeit-, Langzeit- und Dauerparkenden mit technisch entsprechend ausgerüsteten Fahrzeugen im Juni 2023. Somit konnte die Auslastung der in der Innenstadt zur Verfügung stehenden Parkplätze an einem durchschnittlichen Werktag ermittelt werden. Die Rundfahrten, bei denen insgesamt rund 8.400 Kennzeichen im ruhenden Verkehr erfasst wurden, erfolgten sowohl tagsüber also auch in der Nacht. Die Zählung ergab eine Auslastung der in Hann. Münden vorgehaltenen öffentlichen Parkplätze von bis zu 74 Prozent. Dieser Spitzenwert wurde vormittags um 11 Uhr ermittelt. Die Nutzergruppen teilen sich dabei in Bewohner (19,8 Prozent), Kurzzeitparkende (19,1 Prozent), Langzeitparkende (17,6 Prozent), Mittelzeitparkende (10,8 Prozent) und Dauerparkende (6,5 Prozent) auf. 26,3 Prozent der öffentlichen Parkplätze waren zu diesem Zeitpunkt nicht belegt. Ein sehr hoher Parkdruck, zum Teil verbunden mit illegalen Parkvorgängen, wurde dabei in der Ziegel-, Loh-, Schmiede- Ritter-, Radbrunnen-, Aegidii-, Friedrich- und Lotzestraße, im Woorthweg sowie der Kasseler und Wanfrieder Schlagd festgestellt (weitere Ergebnisse der Kennzeichenerhebung sind der Ausarbeitung des Unternehmens IKS, zu finden auf der rechten Seite im PDF-Format, zu entnehmen).

Experte rät zu Maßnahmen, die den Fahrradverkehr fördern

Um dem Fahrradverkehr gerecht zu werden und ihn zu fördern, spricht IKS mehrere Handlungsempfehlungen aus. So sollte am Bahnhof ein Fahrradparkhaus für den Pendlerverkehr, an Schulen überdachte Bügel, dezentrale Abstellanlagen in der Altstadt (z.B. in der Lotze-, Ziegel-, Burg- Petersilien- und Langen Straße) sowie eine Willkommensstation für Touristen bzw. ein Fahrradraum (mit Witterungsschutz, Beleuchtung, Anlehnbügel und Schließfächern) am Schloss- bzw. Kirchplatz entstehen.

Wie Andreas Schmitz mitteilte, können bis zum 30. September 2023 Hinweise per E-Mail unter andreas.schmitz@iks-planung.de nachgereicht werden.

Die vorliegenden Ergebnisse sollen nun in den politischen Gremien diskutiert werden. Wie Bürgermeister Tobias Dannenberg mitteilte, würden die durch das Publikum vorgebrachten Anregungen und Kritikpunkte wie die Brötchentaste, die Einrichtung von Motorradstellplätze, die Vermeidung von zu hohen Parkgebühren, eine notwendige Parkgebührenerhöhung für Wohnmobile, das Parkraumangebot für Fahrradfahrer, die mit dem Pkw anreisen und Hann. Münden als Start- und Zielort ihrer mehrtägigen Radtouren nutzen, sowie die Berücksichtigung von Elektro-Fahrzeugen dabei miteinfließen.

Autor/in: M. Simon / Pressestelle Hann. Münden

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