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29.01.2024

Geschichte, die sich niemals wiederholen darf

Internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust

29.01.2024

Als im Jahr 1942 zweiundzwanzig Juden aus Hann. Münden deportiert werden, sollte keiner von ihnen jemals zurückkehren. Ihr Schicksal wurde im Warschauer Ghetto oder in den Vernichtungslagern besiegelt, in denen der Antisemitismus der Nazis gipfelte und in denen Millionen Menschen den Tod fanden.

Mehr als 80 Mündenerinnen und Mündener gedachten am vergangenen Samstag an der Stele vor dem Rathaus jenen, deren Spur sich während des 3. Reiches ins Ungewisse verlor. Ihre Namen sind noch heute auf dem Gedenkstein zu lesen – nicht nur als ewige Erinnerung, sondern auch als Mahnung für zukünftige Generationen.

Gemeinsam mit der Stadt Hann. Münden hatte der Verein „Erinnerung und Mahnung“ zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust eingeladen. Neben der Vereinsvorsitzenden Julia Bytom, richteten Bürgermeister Tobias Dannenberg und Stadtarchivar Stefan Schäfer das Wort an die Zuhörerinnen und Zuhörer.

Als „bedeutsamer denn je“ befand Tobias Dannenberg, die Erinnerung an das dunkelste Kapitel der deutschen Vergangenheit immer wieder ins Gedächtnis zu rufen und als mahnendes Beispiel zu nennen, wenn es darum gehe, die verheerenden Folgen von Antisemitismus, die eine Gesellschaft vergifte, aufzuzeigen: „Wir alle gemeinsam müssen dafür sorgen, dass sich die schrecklichen Ereignisse von damals nicht wiederholen und den aktuellen politischen Entwicklungen entschlossen entgegentreten.“

Stefan Schäfer erklärte: „Auschwitz steht für die industrielle Ermordung der europäischen Juden und anderer Gruppen von Menschen, die den Nationalsozialisten als minderwertig galten, wie Sinti und Roma, Homosexuelle, Menschen mit geistiger oder körperlicher Behinderung, politische oder religiöse Oppositionelle. Der Holocaust ist der Endpunkt einer Entwicklung, die mit Diskriminierung, Verächtlichmachung und Verdrängung aus dem gesellschaftlichen und kulturellen Leben begann. Die Diktatur der Nationalsozialisten mit ihrer Herrenmenschenideologie, sah keine freie abweichende persönliche Selbstbestimmung vor und sortierte Menschen nach äußeren Merkmalen oder Religionszugehörigkeiten in Gut und Böse ein und entzog letzteren das Recht auf Leben.“

Und weiter: „Jahrzehnte lang musste in Deutschland um die geschichtliche Deutung und Anerkennung des Holocausts gerungen werden. Im Großen oder wie hier im Kleinen ist das Erinnern und Mahnen eine wichtige gesellschaftliche Klammer, die bestenfalls das Bewusstsein für das Hier und Heute schärfen kann. Zur Bewusstseinsschärfte gehört auch, dass es sich nicht von der Hand weisen lässt, dass die westlichen Demokratien großen Herausforderungen gegenüberstehen. Die Unzufriedenheit wächst. Die Politik kann die Probleme nicht überall mit Geld zuschütten. Vielleicht, ich hoffe wir erleben es nicht, ist das Wohlstandsversprechen für alle aus den Anfangsjahrzehnten der Bundesrepublik Deutschland in Gefahr. Soziale Abgehängtheit einerseits, Anspruchsdenken andererseits. Mit dem Schüren der Unzufriedenheit lässt sich nun mal leicht populistisch auf Stimmenfang gehen.“

Was die Abkehr von der gesellschaftlichen Mitte bedeute, so Schäfer, erlebe man jetzt. Rechtspopulistische Propaganda vergifte den sozialen Zusammenhalt. Fremdenfeindlichkeit, gerade auch gegen Muslime erreiche ein unerträgliches Höchstmaß. Umgekehrt müsse aber auch von Seiten der Muslime Augenmaß eingefordert werden. Wenn sie zu Recht die Politik Israels kritisierten, dann bitte nicht mit dem Stereotyp des Judenhasses.

Damit schloss sich die Veranstaltung in Hann. Münden bewusst der bundesweiten „Nie wieder ist jetzt“-Bewegung an, der sich hunderttausende Menschen angeschlossen haben, um ein Zeichen gegen rechtes Gedankengut zu setzen. In Gedenken an die zahlreichen Opfer des Nationalsozialismus wurden Kieselsteine auf die Stele gelegt. Julia Bytom, Tobias Dannenberg und Stefan Schäfer legten anschließend Blumen vor der Gedenkstätte ab, um ihre Anteilnahme zum Ausdruck zu bringen.

Bereits zuvor hatten Julia Bytom und Stefan Schäfer Interessierte in der Mikwe im Fachwerkhaus in der Straße „Hinter der Stadtmauer“ begrüßt. Bei einem warmen Tee informierte der Stadtarchivar über die dort abgehaltenen Ritualbäder und zeigte Fotoaufnahmen der in unmittelbarer Nähe befindlichen Synagoge, die 1938 zerstört wurde.

Autor/in: M. Simon / Pressestelle der Stadt Hann. Münden

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