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15.02.2024

Was verbirgt sich unter dem Schlossplatz?

Fachfirma aus Marburg führt Bodenprospektion auf der über 5.000 Quadratmeter großen Fläche durch

15.02.2024

Aktuell wird eine sogenannte Prospektion, das heißt eine Bodenuntersuchung auf archäologische Vorkommen, auf dem oberen und unteren Schlossplatz durchgeführt. Das zuständige Unternehmen PZP aus Marburg ist mit mehreren Mitarbeitern im Einsatz, um das über 5.000 Quadratmeter große Areal zu vermessen und mithilfe moderner Technik den Untergrund zu untersuchen.

Eingesetzt wird dabei ein Bodenradar. Dieses sendet bis zu einer Tiefe von zwei Metern elektromagnetische Wellen in den Untergrund, die beispielsweise von Fundamentresten reflektiert werden. Das Empfangsgerät nimmt die gesammelten Informationen aus bis zu zwölf unterschiedlichen Schichten auf, die zu einem späteren Zeitpunkt zu einem zweidimensionalen Bild zusammengefügt werden, welches Aufschlüsse über die im Boden befindlichen Objekte gibt. Die angewandte Methode ist mit einer Computertomographie vergleichbar. „So können wir zerstörungsfrei Aufnahmen des Areals machen, ohne dabei Ausgrabungen vorzunehmen. Um bei der späteren Auswertung historische Funde von neuzeitlichen Versorgungsleitungen zu unterscheiden, ist viel Erfahrung nötig. Die Zusammenstellung der Daten wird mehrere Tage dauern, anschließend beginnt deren Bewertung. In etwa zwei Wochen werden wir voraussichtlich die auf unseren Messergebnissen fußende Analyse an die Stadt Hann. Münden übermitteln können“, erklärt der Archäologe Sebastian Pfnorr, der die Prospektion leitet.

Stadtarchivar Stefan Schäfer verspricht sich aufschlussreiche Ergebnisse zu dem Südflügel des Welfenschlosses, der ursprünglich laut den ihm vorliegenden Aufzeichnungen zwischen dem unteren und oberen Schlossplatz gestanden haben muss. Das Schloss sei aus einer Burganlage entstanden und ab 1501 zu einer Residenz ausgebaut worden. Nach einem großen Schlossbrand im Jahre 1560 sei der Haupttrakt im Stile der Renaissance wieder aufgebaut worden. Bis zum Einzug des Amtsgerichts 1861 wurde es je nach Bedarf für unterschiedliche Zwecke genutzt, u.a. als Kaserne oder Getreidelager. Der angesprochene Südflügel sei 1849 entfernt worden. Bei einem weiteren Schlossbrand 1849 wurde der einst als Wirtschaftstrakt dienende Südflügel nachfolgend abgebrochen. Es besteht die Hoffnung, die unter dem Asphalt verborgenen meterdicke Außenmauer des Südflügels nun zerstörungsfrei zu lokalisieren. Seit Mitte der 1950er Jahre wird die Fläche als Parkplatz genutzt. Zudem diente der untere Schlossplatz als Pausenhof der benachbarten Planschule, dem jetzigen Geschwister-Scholl-Haus.

Die Prospektion wurde im Zuge einer angestrebten Schlossplatzsanierung durchgeführt. Mit ihrer Hilfe können flächendeckend unterirdische Strukturen, wie z.B. historische Fundamente, festgestellt und archäologisch bewertet werden und in zukünftige Planungen mit einfließen. Dadurch möchte sich die Stadtverwaltung Hann. Münden einen Überblick über notwendige Tiefbauarbeiten während der Bauphase und der davon abhängigen Baudauer verschaffen. Mögliche archäologischen Untersuchungen müssten dabei berücksichtigt werden.

Um die Bürgerinnen und Bürger in den Umgestaltungsprozess miteinzubeziehen, wurde bereits 2014 ein Workshop organisiert, der den Wunsch nach einem multifunktionalen Platz herauskristallisierte. Die Umgestaltung der Fläche kann durch Fördermittel aus der Stadtbauförderung für den Bereich „Altstadt IV“ realisiert werden.

Autor/in: M. Simon / Pressestelle Stadt Hann. Münden
Quelle: Fachdienste Kultur sowie Liegenschaften, Hochbau und Sanierung

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